Wer genauer wissen möchte, was hinter den viel konsumierten Bach-Blütenessenzen steckt, findet hier nähere Informationen in Anlehnung an Wikipedia und anschliessend einen kurzen Kommentar.

Die Bach-Blütentherapie ist ein in den 1930er Jahren von dem britischen Arzt Edward Bach (1886-1936) begründetes und nach ihm benannte Verfahren der Alternativmedizin . Laut Bachs zentraler These gründet jede körperliche Krankheit auf einer seelischen Gleichgewichtsstörung. Die Ursache dieser Störung sah Edward Bach in einem Konflikt zwischen der unsterblichen Seele und der Persönlichkeit, und eine Heilung könne nur durch eine Harmonisierung auf dieser geistig-seelischen Ebene bewirkt werden. Bach beschrieb zunächst 19 Gemütszustände, erweiterte das Repertoire dann jedoch auf 38 disharmonische Seelenzustände der menschlichen Natur. Diesen ordnete er Blüten und Pflanzenteile zu, welche er in Wasser legte oder kochte und die ihre “Schwingungen” an das Wasser übertragen sollten. Aus diesen Urtinkturen werden anschließend durch starke Verdünnung die sogenannten Blütenessenzen produziert.

Hinweise auf eine tatsächliche medizinische Wirksamkeit der Bach-Blütentherapie existieren nicht, aus wissenschaftlicher Sicht wird sie als unplausibel eingestuft. Die grundlegenden Prinzipien der Bach-Blütentherapie werden als pseudowissenschaftlich angesehen.

Geschichte der Bach-Blüten

Bach entwickelte seine Therapiemethode in den 1930er-Jahren.

Als Anhänger der Lehren von Carl Gustav Jung wählte Edward Bach die Pflanzen nach eigenen Angaben „intuitiv“ danach aus, welche „positiven archetypischen Seelenkonzepte“ diese verkörpern. Nach seinem Tod 1936 verschwand die Bach-Blüten-Therapie zunächst in der Bedeutungslosigkeit. Ende der 1970er-Jahre wurde sie dann wieder durch den Esoterikjournalisten Wulfing von Rohr vertreten und im Anschluss daran von der Hamburger Heilpraktikerin Mechthild Scheffer vermarktet.

Weitere Popularitätsschübe erlebte die Bach-Blütentherapie seit Mitte der 1980er-Jahre durch Reportagen in der Boulevard- und Regenbogenpresse und durch eine unkritische Darstellung in drei aufeinanderfolgenden Ausgaben der Sat.1-Talkshow „Schreinemakers Live“ im Juni 1995. In den Tagen nach der Ausstrahlung dieser Sendungen steigerte sich die Nachfrage nach Bach-Blütenessenzen in Apotheken auf das drei- bis zehnfache. Das „Dr. Edward Bach Center“ in Hamburg verzeichnete nach eigenen Angaben monatlich statt der zuvor üblichen 1000, nach der Ausstrahlung der Sendungen 80.000 schriftliche Anfragen.

Blüten-Essenzen

Beispiele für Bach-Blüten:

Agrimony – Gemeiner Odermennig

Beech – Rotbuche

Cerato – Bleiwurz

Chestnut Bud –  Roßkastanienknospe

Clematis – Gewöhnliche Waldrebe

Elm  – Englische Ulme

Gorse –  Stechginster

Holly –  Europäische Stechpalme

Hornbeam –  Hainbuche

Larch –  Europäische Lärche

Mustard – Ackersenf

Olive  – Ölbaum

Red Chestnut – Rote Kastanie

Rock Water – Fels-Quellwasser

Star of Bethlehem – Doldiger Milchstern

Vine – Weinrebe

Water Violet –  Wasserfeder

White Chestnut-  Weißblühende Rosskastanie

Wild Rose –  Heckenrose

Negativen Seelenzuständen

Bach ordnete den von ihm angenommenen negativen Seelenzuständen, die für alle Leiden und Krankheiten verantwortlich sein sollen, jeweils eine „Essenz“ zu, die eine „Harmonisierung“ fördern soll. Traditionell tragen die nummerierten Essenzen englische Namen und sind verschiedenen Anwendungsbereichen zugeordnet. Im Gegensatz zum Simile-Prinzip in der Homöopathie sollen Bach-Essenzen als positiver Gegenpol eine Harmonisierung negativer Seelenzustände direkt bewirken. Kritiker weisen darauf hin, dass der moralisierende Charakter dieses Konzeptes seelischen Druck auf Erkrankte ausüben kann, weil das eigene, persönliche Verhalten als ursächlich für Krankheiten angesehen wird.

Die Bach-Blütentherapie wird normalerweise nicht zur Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) gezählt. Die eingesetzten Pflanzenteile sind in der Regel keine bekannten Heilpflanzen und wurden von Edward Bach auch nicht als solche ausgewählt.

In den vergangenen Jahren sind viele „neue Essenzen“ auf den Markt gekommen, die sich bezüglich ihrer Herstellung an die Bachblüten anlehnen, allerdings nicht im Kanon von Bach enthalten sind.

Systematik der Bach-Blütenessenzen

Edward Bach postulierte 37 Essenzen aus 37 Blüten und eine Essenz aus Fels-Quellwasser (rock water) ohne Zugabe von Blüten. Zusätzlich bestimmte er eine Mischung aus fünf Essenzen, die er als Notfalltropfen („rescue remedy“) für akute Belastungssituationen empfahl. Die 38 Essenzen unterteilte Bach in sieben Gruppen, die er jeweils bestimmten Gemütszuständen zuordnete (Niedergeschlagenheit, Angst, fehlendes Interesse an der Gegenwart, Einsamkeit, übertriebene Sorge um Andere, Überempfindlichkeit und Unsicherheit).

Die Essenzen sollen nach Bach bei der Überwindung dieser Gemütszustände helfen. Beispiele für einzelne von Edward Bach verwendete Blüten sind Gemeiner Odermennig (agrimony), Lärche (larch), Ackersenf (mustard), Weinrebe (vine) oder Heckenrose (wild rose). Der Gemeine Odermennig soll bei Angst vor Konflikten, bei Unehrlichkeit oder Überspielen persönlicher Probleme mit Verdrängung sowie bei Verspannungen und Verkrampfungen angewendet werden. Die Lärche hingegen soll bei Minderwertigkeitsgefühlen, Schüchternheit und Zaghaftigkeit helfen. Die Heckenrose unterstütze Personen, die an Antriebslosigkeit, Resignation und „krankhafter Schicksalsergebenheit“ litten.

Herstellung von Bach-Blütenessenzen

Die einzelnen Blüten werden heute noch an den ehemals von Bach festgesetzten Plätzen gesammelt und nach den von Bach beschriebenen Potenzierungsmethoden rituell verarbeitet.

Bei der Sonnenmethode legt man die Blüten für etwa drei bis vier Stunden in eine mit Wasser gefüllte Schale und stellt diese in die Sonne. Bei der Kochmethode erhitzt man die Pflanzenteile während einer halben Stunde in Wasser. Die letztere Methode kommt für holziges Pflanzenmaterial zum Einsatz oder bei Pflanzen, die zu einer sonnenarmen Jahreszeit blühen. Laut Edward Bach sollen die Pflanzen ihre „Schwingungen“ als „heilende Energie“ auf das Wasser übertragen. Das Wasser wird danach mit einem gleich großen Anteil Alkohol als Konservierungsmittel versetzt.

Diese Urtinktur wird 1:240 verdünnt, wodurch die eigentlichen Blütenessenzen entstehen, In diesem Punkt ähnelt das Verfahren der Homöopathie, mit der Edward Bach sich intensiv beschäftigt hatte. Aus fünf Litern Wasser, in welche die Blüten gelegt wurden, entstehen nach Hinzufügen von fünf Litern Alkohol und anschließender Verdünnung schlussendlich 2400 Liter Blütenessenz, die in „stockbottles“ à 10 ml für 6 bis 10 Euro pro Stück verkauft werden. Als Gesamtausbeute ergeben sich deshalb 240 000 Fläschchen, welche sich zu einem Betrag zwischen 1 und 2 Mio. Euro addieren.

Wirksamkeit der Bach-Blütenessenzen

Aufgrund der starken Verdünnung sind von Bach-Blütenessenzen keine physiologischen Effekte zu erwarten. Klinische Studien zeigten keine größere Wirksamkeit von Bach-Blüten-Essenzen gegenüber Placebos, weshalb man davon ausgehen kann, dass die Wirkung von Bach-Blüten ein reiner Placebo-Effekt ist.

Die Kosten einer Behandlung mit Bach-Blüten werden von einigen deutschen Krankenkassen bezahlt. Dies wird aber mit Kundenfreundlichkeit und nicht mit der Wirksamkeit der Bach-Blütentherapie begründet.

Quelle: Wikipedia

Kommentar & Ergänzung: Bach-Blütentherapie – worum geht es?

Dass alle bisher durchgeführten kontrollierten Überprüfungen den Bach-Blüten eine Wirkung zuschreiben, die der Wirkung eines Placebo-Mittels entspricht, dürfte AnwenderInnen, die damit positive Erfahrungen gemacht haben, nicht gross beeindrucken.

Zum Begriff der Erfahrung in Naturheilkunde & Komplementärmedizin siehe allerdings:

Naturheilkunde braucht sorgfältigeren Umgang mit Erfahrung

Naturheilkunde: Erfahrung genügt nicht als Begründung

Ein ausgesprochen problematischer Punkt bei der Bach-Blütentherapie ist die völlig willkürliche oder gar nicht vorhandene Diagnostik und die darauf basierende Wahl der benötigten Blütenessenzen.

Edward Bach zeigte zudem meines Erachtens deutliche Anzeichen von Grössenphantasien, zum Beispiel wenn er behauptete, dass sich alle bekannten Krankheiten mit seinen Blütenessenzen heilen lassen – sofern der Patient gesund werden will.

Mit letzterem immunisiert  sich Bach zudem gegen jeden Misserfolg. Verläuft die Behandlung nicht erfolgreich, kann das nur daran liegen, dass der Patient gar nicht gesund werden möchte. So einfach kann man es sich machen und jeden Misserfolg einfach dem Patienten in die Schuhe schieben. Das halte ich für eine höchst fragwürdige Anmassung.

Die zentrale These Bach’s, dass jede körperliche Krankheit auf einer seelischen Gleichgewichtsstörung basiert, scheint mir sehr reduktionistisch und einseitig. Sie negiert die körperlich-materielle Seite unserer Existenz und ist dadurch im Grunde genommen körperfeindlich.

Edward Bach’s Welt- und Menschenbild sowie sein Verständnis von Gesundheit und Krankheit sind unter anderem Thema im Kurs „Die Heilkräfte der Pflanzen im Wandel der Zeit“.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch