Die Zeitschrift „Die Apotheke“ (Nr. /  2012) hat einen kurzgefassten Überblick zu gebräuchlichen Abführmitteln publiziert. Ich stelle hier einzelne Abschnitte als Zitat vor mit Ergänzungen dazwischen:

Quellmittel:

„Der Wunsch nach einem Abführmittel (Laxans) sollte vorderhand mit nebenwirkungsarmen Substanzklassen erfüllt werden. Dazu zählen Weizenkleie, Leinsamen oder indische Flohsamen, die durch Quellung das Darmvolumen erhöhen und den Defäkationsreiz auf mechanische Weise auslösen. Aber Achtung: Ohne Wasserzufuhr bleibt der Effekt aus.“

Den stärksten Quelleffekt haben die Flohsamen, beziehungsweise – noch stärker –  die Flohsamenschalen.

Osmotische Abführmittel:

„Auch die Laktulose zählt zu den nebenwirkungsarmen Laxantien. Sie gelangt unverändert in den Dickdarm und erhöht dort den osmotischen Druck, wobei als mögliche Nebenwirkung Gasbildung auftreten kann. Die Anwendung salinischer Abführmittel (Glaubersalz und Bittersalz) eignet sich eher zur einmaligen vollständigen Darmentleerung. Die Wirkung erfolgt durch Erhöhung des osmotischen Drucks.  Bei Dauereinnahme von Glaubersalz kann es aufgrund der enthaltenen Menge an Natrium zu einer Blutdrucksteigerung kommen und ist deswegen bei einer bestehenden Hypertonie nicht empfehlenswert.

Bei länger andauernder Obstipation sollte rektalen Entleerungshilfen der Vorzug gegeben werden, um den Darm schonend zu entlasten. Klistiere, Mikroklistiere und traditionelle Einläufe zählen zur Gruppe der salinischen Laxantien und sind nebenwirkungsarm.“

Lactulose ist ein halbsynthetisches Disaccharid aus Galactose und Fructose. Lactulose ist der Wirkstoff in den Präparaten Gatinar® und Duphalac®.

Bittersalz (Magnesiumsulfat) und vor allem Glaubersalz (Natriumsulfat) werden oft genutzt zur Darmentleerung vor Fastenkuren.

Stuhlweichmacher & Gleitmittel:

„Glycerinzäpfchen wirken bei Kontakt mit der Rektumschleimhaut einerseits als hypertone Lösung, andererseits auch durch den Schmiereffekt defäkationsauslösend…..Paraffinöl wird aufgrund der Nebenwirkungen nicht mehr angewendet.“

Glycerinzäpfchen sind in Handel als Bulboid®-Suppositorien. Paraffinöl ist noch Bestandteil im Kombinationspräparat Paragar® (zusammen mit Agar und Phenolphthalein).

Kohlendioxid-Suppositorien:

„Hydrogencarbonathaltige Zäpfchen wirken rasch aufgrund der Gasbildung (CO2-Freisetzung).”

Das Präparat dazu heisst Lecicarbon®.

Anthranoide aus Heilpflanzen:

„Anthraderivate aus Sennesfrüchten sind gebräuchlich in Tees und zur Coloskopievorbereitung. Sie können jedoch bei regelmäßigem Gebrauch (wenige Monate) eine Dunkelfärbung der Dickdarmschleimhaut hervorrufen.“

Sennesfrüchte und auch Sennesblätter sind oft Bestandteil von Abführtees und manchmal auch von sogenannten (fragwürdigen) „Blutreinigungstees“. Bei höheren Dosierungen kann es zu schmerzhaften Darmkrämpfen kommen. Dauergebrauch besser vermeiden oder dann nur mit sehr klarer Indikationsstellung.

Ein milderer Vertreter der Anthranoide ist die Faulbaumrinde.

Weitere Dickdarmlaxantien:

„Meistverwendete Substanzen sind Bisacodyl und sein Schwefelsäureester Natriumpicosulfat. Oral angewendet braucht Bisacodyl eine gewisse Zeit (8 bis 12 Stunden), bis es wirkt, da erst Stoffwechselschritte in Dünndarm, Leber und Dickdarm den Wirkstoff aktivieren. Rektal angewendet, tritt die deutliche Wirkung dagegen rasch ein, meist innerhalb von 20 bis 30 Minuten.“

Bisacodyl ist der Wirkstoff von Dulcolax®, ein sehr häufig verwendetes synthetisches Abführmitttel. Nur bei kurzfristiger Verstopfung anwenden.

In der Phytotherapie werden vor allem zwei Gruppen von Heilpflanzen gegen Verstopfung angewendet:

– Quellmittel wie Leinsamen und Flohsamen;

– Pflanzen mit Anthranoiden wie Senna und Faulbaum.

Nur noch selten zum Einsatz kommt Rizinusöl, das aber im Gegensatz zu früheren Zeiten nun auch in Kapselform erhältlich ist, was die Einnahme sehr erleichtert.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisseä
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www.phytotherapie-seminare.ch

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Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

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