In der Zeitschrift der österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie (Nr. 5 / 2017) berichtet Univ.-Doz. DDr. Ulrike Kastner über die Behandlung von Magen-Darmbeschwerden bei Kindern. Dabei kommt auch das Thema “Dreimonatskoliken ” und Fencheltee zur Sprache:

“Die typischen sogenannten ‘Dreimonatskoliken’, pathogenetisch nicht immer nur auf schmerzhafte Meteorismen zurückzuführen, sind nach wie vor Domäne der Phytotherapie. Zwar haben pharmakologische Studien bezüglich Toxizität von Bestandteilen des ätherischen Öls als Reinsubstanzen (Estragol) Aufsehen erregt und viel Verunsicherung hervorgerufen, doch kann nach dem derzeitigen Wissensstand davon ausgegangen werden, dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch Fencheltee auch im sehr frühen Säuglingsalter bedenkenlos eingesetzt werden kann.”

Quelle:

http://www.phytotherapie.co.at/pdf/PT0517.pdf

Kommentar & Ergänzung:

Fencheltee ist vor allem in der Kinderheilkunde ein altbewährtes Mittel gegen Blähungen und Darmkrämpfe. Das Zitat spielt auf eine Diskussion vor einigen Jahren an. Das ätherische Fenchelöl enthält Estragol. In Tierexperimenten mit Mäusen zeigte sich damals, dass Estragol krebsfördernde Eigenschaften haben kann. Das führte zu Warnungen vor der Einnahme von Fencheltee, die bis heute herumgeistern. Das Fachbuch “Teedrogen und Phytopharma” schreibt dazu:

“In Tierstudien (Mäuse) über 12 Monate mit reinem Estragol (Methylchavicol) waren Lebertumoren beobachtet worden. Diese Ergebnisse können jedoch nicht auf dieVerabreichung von Fenchelfrüchten bzw. Fenchelöl übertragen werden.”

Und im Fachbuch “Phytopharmakognosie/Phytopharmazie“: “Die bei den entsprechenden Untersuchungen an Nagern verwendete Dosis betrug die 100 – 1000-Fache der beim Menschen als Gewürz oder Arzneimittel infrage kommenden Dosis. Zudem unterscheidet sich der Phenylpropanstoffwechsel beim Menschen zumindest in quantitativer Hinsicht ganz erheblich von dem der Nager. Aufgrund eingehender Studien kam die European Medicines Agency (EMA) zum Schluss, dass die Verwendung von estragolhaltigen phytotherapeutischen Produkten bei angemessener Dosierung und Einnahmedauer beim Menschen kein signifikantes Krebsrisiko darstellt.”

Natürlich ist die Natur nicht immer gesund. Es gibt schliesslich auf Giftpflanzen. Aber manchmal wird durch sehr unrealistische Untersuchungen manchmal schon vor Risiken gewarnt, die sich bei sorgfältiger Betrachtung dann als gegenstandslos erweisen. So kommt es dann unnötigerweise zu Verunsicherung.

Mehr dazu hier:

Phytotherapie: Fencheltee weiterhin empfehlenswert

Mein Rat: Fencheltee bei Säuglingen nicht einfach zur Flüssigkeitszufuhr einnehmen, sondern nur wenn Beschwerden wie Blähungen und Darmkrämpfe vorhanden sind.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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