Der Konsum von Lebensmitteln mit Mohnsamen könne für manche Menschen, zum Beispiel Kinder, aufgrund von Opiumalkaloiden gesundheitlich bedenklich sein. Zu diesem Ergebnis kommen die Autoren eines Gutachtens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Eindeutige Verzehrempfehlungen gibt die Behörde jedoch nicht. Mohnsamen selbst enthalten gemäss Mitteilung der EFSA keine Opiumalkaloide. Sie können aber durch Schädlinge oder Kontakt mit dem Saft der Pflanze während der Ernte kontaminiert sein. Die Verarbeitung wie Waschen, Einweichen, Mahlen und Kochen reduziert den Alkaloidgehalt um bis zu 90 Prozent.

Nach Einschätzung der Behörde liegt die akute Referenzdosis, ab der gesundheitliche Wirkungen auftreten können, bei 10 Mikrogramm Morphin pro Kilogramm Körpergewicht. Dieser Wert kann beim Konsum von Lebensmitteln mit großen Mengen kontaminierter Mohnsamen erreicht werden. In geringen Mengen, beispielsweise als Verzierung auf Brot und Gebäck, seien Effekte vor allem bei kleinen Kindern möglich, jedoch selten.

Das Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM), welches das Gutachten erarbeitet hat, gibt zu bedenken, dass nur begrenzt Daten zum Konsum und zu den in Lebensmitteln enthaltenen Mengen zur Verfügung stehen. Klare Empfehlungen gibt die EFSA deshalb nicht.

doi: 10.2903/j.efsa.2011.2405

Quelle:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=nachrichten&Nachricht_ID=40359&Nachricht_Title=Nachrichten_Wie+stark+wirken+Lebensmittel+mit+Mohn%3F&type=0

Kommentar & Ergänzung:

Diese Meldung hat mich erstaunt, da ich bisher davon ausging, dass Alkaloide wie Morphin, Codein oder Papaverin in Mohnsamen allenfalls in irrelevanten Spuren vorkommen.

Aber auch bei Wikipedia ist ein möglicher Morphingehalt der Mohnsamen ein Thema:

„ Opiate

Da in Schlafmohnsamen geringe Mengen an Opiaten enthalten sind, wurde der Verzehr von mohnsamenhaltigen Nahrungsmitteln in deutschen Gefängnissen untersagt, da dieser bei Urinproben auf Opiate zu positiven Resultaten führen kann und nicht unterschieden werden kann, ob die Alkaloide durch Rauschgiftkonsum oder den Verzehr der genannten Nahrungsmittel aufgenommen wurden.

In Deutschland sind nur zwei Sorten (‘Zeno morphex’ und ‘Mieszko’) mit einem sehr niedrigen Morphingehalt zum genehmigungspflichtigen Anbau zugelassen. In Österreich ist der Anbau von Schlafmohn völlig legal und blickt auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Bekannt ist der Waldviertler Grau- und Blaumohn der sich in vielen Rezepten der österreichischen Mehlspeisküche, aber auch in unzähligen Regalen von Lebensmittelmärkten wiederfindet. Es wird heute aber auch verstärkt Mohn aus anderen Ländern im Handel angeboten, dessen Morphingehalt aufgrund zum Beispiel unsauberer Erntemethoden stark erhöht sein kann. Aus diesem Grund sollte auf Verwendung von Mohn in Babynahrung verzichtet werden. Bei Mohnkuchen und Mohnbrötchen können die Opiate durch die Erhitzung im Ofen unschädlich gemacht werden.“

(Quelle: Wikipedia)

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich ausgiebig mit Mohnsamen befasst:

“Bei ‚Mohnsamen’ handelt es sich um die reifen Samen des Schlafmohns (Papaver somnife-

rum L.). Wegen ihres Gehaltes an fettem Öl und Protein werden sie im Lebensmittelbereich

zur Herstellung von Backwaren und Speiseöl verwendet. Aus den gleichen Pflanzen, aus

deren Kapseln die Samen geerntet werden, können Opium und seine Alkaloide gewonnen

werden. Als Opium bezeichnet man den eingetrockneten Milchsaft, der aus den unreifen

Kapseln gewonnen wird. Das bekannteste und bedeutendste Opiumalkaloid ist das Morphin.

Auch die Mohnsamen können Alkaloide enthalten, allerdings nur in Spuren.“

Das BfR beschreibt einen eindrücklichen Fall einer Vergiftung bei einem Säugling:

„Im April 2005 warnte das BfR in einer Pressemitteilung vor gesundheitlichen Schäden durch Backmohn: Eine Mutter hatte ein altes Hausmittel angewandt und ihrem sechs Wochen alten Säugling gegen seine Schlafstörungen die abgeseihte Milch von Backmohn gegeben. Das Kind wurde mit Atem- und Bewusstseinsstörungen in eine Klinik eingeliefert und dort wegen des Verdachts auf eine Opiat-Vergiftung behandelt. Im Urin wurden hohe Mengen der Alkaloide Morphin und Codein nachgewiesen. Das BfR wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass Backmohn aufgrund qualitativer Schwankungen unterschiedliche Mengen an Morphin und Codein enthalten kann. Vor diesem Hintergrund und nach Hinweisen auf die missbräuchliche Anwendung von Speisemohn zur Drogenherstellung hat das BfR zum Vorkommen von Morphin in Speisemohn eine gesundheitliche Bewertung durchgeführt und zu möglichen gesundheitlichen Risiken für den Verbraucher Stellung genommen.“

Alte Hausmittel sind nicht in allen Fällen harmlos…..!

Weitere Informationen des BfR hier.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/bfr_empfiehlt_vorlaeufige_maximale_taegliche_aufnahmemenge_und_einen_richtwert_fuer_morphin_in_mohnsamen.pdf

Dramatisieren würde ich die Sache trotzdem nicht. Ich jedenfalls esse weiterhin gerne Mohnbrötchen und Mohnkuchen….

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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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