Betulinsäure findet sich in zahlreichen Pflanzenarten, vor allem in der Rinde von Bäumen aus den Familien der Platanengewächse, der Birkengewächse und der Ebenholzgewächse, bspw. mit etwa 2,5 Prozent in Rinde von Platanen (Platanus acerifolia) und zu einem geringen Prozentsatz in dem getrockneten Rindensaft von Birken (lat. Betula, deshalb der Name Betulinsäure).

Die Zeitung „Der Standard“ berichtet über die Betulinsäure-Forschung von Simone Fulda und ihrem Team am Frankfurter Institut für experimentelle Tumorforschung. Zu ihren Forschungsinteressen gehört es, nach Naturstoffen aus Pflanzen zu suchen, die in der Lage sind, Zelltodmechanismen zu beeinflussen.

Es geht dabei um den programmierten Zelltod – die sogenannte Apoptose. Jede gesunde Körperzelle besitzt ein solches eigenes “Selbstmord-Programm”. Es wird aktiviert, sobald es zu fehlerhaften Abläufen in der Zelle kommt. “Zellen entarten erst, wenn dieses Programm nicht mehr funktioniert”, erläutert Fulda. Zwar ist dieser Mechanismus sämtlichen Krebserkrankungen gemeinsam, aber er funktioniert tumorspezifisch und muss daher auch separat in den verschiedenen Tumoren untersucht werden.

Einer der Naturstoffe mit Wirkung auf die Apoptose ist die Betulinsäure. Sie findet sich in der Rinde von Platanen und Birken und könnte hauptsächlich Kindern mit Hirntumoren Heilungschancen bringen.

Bösartige Erkrankungen im Gehirn und Rückenmark bilden eine große Gruppe solider Tumore im Kindesalter, und die Prognose ist in zahlreichen Fällen nach wie vor schlecht – hauptsächlich darum, weil viele Tumore nicht operabel sind. Im Labor hat die Betulinsäure ihren tödlichen Effekt auf Tumorzellen bereits gezeigt. Nun sind klinische Studien mit der Substanz geplant. Die Wirksamkeit der Betulinsäure bei Patienten mit Neuroblastomen und Glioblastomen soll geprüft werden. Was die Betulinsäure zusätzlich auszeichnet: Sie hat nur wenig Einfluss auf gesunde Zellen und könnte verglichen mit anderen zytostatischen Substanzen geringere Nebenwirkungen hervorrufen.

Quelle:

http://derstandard.at/1336435207120/Schwerpunkt-Krebs-Warum-auch-Kinder-an-Krebs-erkranken

Hier die Angaben zur Verwendung der Betulinsäure bei Wikipedia:

„Betulinsäure wirkt im Laborversuch hemmend gegenüber Melanomzellen (durch Einleitung des Zelltod-Programms), und HI-Viren (durch Hemmung der reversen Transkriptase). Sie bildet die Ausgangssubstanz für weiterentwickelte AIDS-Medikamente wie Bevirimat (PA-457), welches zur Zeit klinisch getestet wird. Die Wirksamkeit von Betulinsäure gegen Dermatophyten und Plasmodien deutet auf den ursprünglichen Nutzen des Stoffes gegen Pilz- und Plasmodienbefall der Pflanze. Für die medizinische Anwendung gegen Malaria sind die erforderliche Dosis bzw. deren Nebenwirkungen aber zu hoch.“

Kommentar & Ergänzung:

Es gibt eine sehr grosse Zahl von Naturstoffen, die für die Forschung interessant sind und grosses Potenzial haben – auch im Bereich der Tumorforschung. Betulinsäure ist eine solche Substanz.

Festgehalten werden muss aber: Wenn für eine Substanz erst positive Resultate aus Laborversuchen an isolierten Zellen oder Geweben vorliegen, ist eine zurückhaltende, vorsichtige Interpretation angebracht. Vorschnelle Versprechungen sind zu vermeiden, weil noch völlig unklar ist, ob die Substanz im lebenden Organismus von Patienten ebenfalls eine positive Wirkung zeigt. Entscheidend sind die Resultate von klinischen Studien mit Patientinnen und Patienten.

Grundsätzlich sind aber natürlich in der Tumorforschung Substanzen sehr interessant, die Krebszellen töten können, gesunde Zellen aber möglichst schonen. Und eine solche Differenzierung tönt der Artikel im „Standard“ für die Betulinsäure an.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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