VerschwoerungstheorienVerlagsbesprechung

Edition Moderne Postmoderne. Eine philosophische Kritik der Unvernunft

Ob Mondlandung, Illuminati und 9/11, ob Bielefeld-Verschwörung oder Kennedy-Attentat – wie funktionieren Verschwörungstheorien?
Karl Hepfers Analyse legt zum ersten Mal die Strukturmerkmale des Verschwörungsdenkens frei. Mit den Mitteln der Erkenntnistheorie und anhand zahlreicher Beispiele erhellt sie, was Verschwörungstheorien von unseren “normalen” Theorien unterscheidet und wie es ihnen oft meisterhaft gelingt, alle unsere Filter für unsinnige Erklärungen zu umgehen. Dabei zeigt das Buch, warum Verschwörungstheorien gerade heute hoch im Kurs stehen, und schärft zugleich den Blick für Argumentationsformen, die uns im Alltag auch an vielen anderen Stellen begegnen. Bestellen bei Buchhaus.ch: Zum Shop

 

Zum Autor Karl Hepfer

Dr. Karl Hepfer ist Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für praktische Philosophie der Universität Erfurt.

Kommentar von Martin Koradi

Verschwörungen, Verschwörungstheorien und Verschwörungswahn gab es schon immer. Nur bietet heute das Internet einen Supermarkt der Verschwörungstheorien an. Wer sich im Internet bewegt, wird immer wieder mit solchen Konstrukten konfrontiert und jeder findet für seine Verschwörungstheorie im Netz Leute, die an die selbe Version glauben. So verstärken sich die Vorstellungen gegenseitig.

Zwar unterscheidem sich Verschwörungstheorien, sofern man nur ihre Oberfläche betrachtet, erheblich voneinander, schreibt Hepfer. Doch sie teilen auf einer tieferen Ebene ein wichtiges Strukturmerkmal: sie reagieren alle mit radikaler Vereinfachung und den Versprechen absoluter Gewissheiten auf die existenzielle Verunsicherung des modernen Individuums.

Hepfer erklärt dieses Phänomen sehr nachvollziebar.

Wer tief in verschwörungstheoretischem Denken steckt ist durch Gegenargumente kaum mehr erreichbar. Hier bietet das Buch denn auch keinen schnellen Leitfaden, wie Verschwörungstheoretiker „zu knacken“ sind.

Aber es erklärt gut, wie Verschwörungstheorien entstehen und was ihnen ihre Überzeugungskraft verleiht.  Dabei bietet es immer wieder Aha-Erlebnisse.

Interessant finde ich zum Beispiel die von Hepfer empfohlene Faustregel:

„Vorsicht vor allen Ideen, die zu viel erklären.“

Karl Hepfer geht auch auf die politischen Risiken ein, die mit Verschwörungstheorien verbunden sein können.

Er erwähnt dabei die „McCarthy-Ära in den USA mit ihrem hysterischen Glauben an eine kommunistische Verschwörung“,  den nationalsozialistischen Glauben an eine „jüdische Weltverschwörung” und den stalinistischen  Verschwörungswahn.

Diese Beispiele zeigen deutlich, wie verschwörungstheoretische Denken Grundlage und Legitimationsquelle für grösste Verbrechen werden kann.

Dass gerade mit Donald Trump ein Mann im Weissen Haus sitzt, dessen Denken von Verschwörungstheorien durchdrungen ist, dass in Österreich mit Strache und Hofer zwei verschwörungstheoretisch aufgeladene Herren in der Regierung sitzen ist mindestens sehr unbehaglich. Sehr deutlich sieht man gegenwärtig aber den Missbrauch persönlicher Verschwörungstheorien zu Gewalt und Unterdrückung in der Türkei bei Erdogan.

Es lohnt sich jedenfalls, wenn wir  mit diesem Buch den Blick schärfen für diese Phänomene  und möglichst keine Politiker wählen, die Politik betreiben auf der Grundlage ihrer Verschwörungtheorien. Das kommt nämlich kaum je gut heraus.

Übersicht meiner eigenen gesellschaftspolitischen Texte und Buchempfehlungen.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde am Seminar für Integrative Phytotherapie in Winterthur (Schweiz)

Aus verschiedenen Buchbesprechungen:

“Das Buch ist äußerst unterhaltsam.”Felix Gerlsbeck, Neue Politische Literatur, 61 (2016)

“Ein überaus lesenswertes Buch zu der Thematik.” Christoph Lammers, MIZ, 4 (2016)

“Dieses Buch [liefert] einen sehr seriösen, differenzierten und konstruktiven Ansatz für das Erkennen von Verschwörungstheorien und schärft den Sinn für kritisches Denken in einer Zeit, in der es durch die Flut an verfügbaren Informationen in der Tat wirklich immer schwieriger wird, den Über- und Durchblick zu bewahren.” www.amazon.de

“Musste der einzelne Verschwörungstheoretiker früher den Preis weitgehender sozialer Isoliertheit zahlen, bedarf es heute nur weniger Klicks, um auch für die abstrusesten Überzeugungen eine beträchtliche Zahl Gleichgesinnter zu finden. Mit dieser Erklärung möchte Hepfer sich jedoch nicht begnügen. Seines Erachtens entspringt der Glaube an verschwörungstheoretische Erklärungen der Unfähigkeit, sich der genuin modernen Einsicht zu stellen, dass das Leben keine über seinen Vollzug hinausweisende Bedeutung habe.” Michael Pawlik, Die Welt, 06.02.2016

“Wunderbar klar formulierte Studie.” Ronald Düker, Philosophie Magazin, 2 (2016)

“Die Studie [bietet] unterhaltsame und leicht verständliche Einblicke in die prägenden Verschwörungstheorien der Jetztzeit und ist in ihrer Auswahl hochaktuell.” POLITIKUM, 3 (2017)

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