Mit einem pflanzlichen Kombinationspräparat aus Pfefferminzöl und Kümmelöl lassen sich die Symptome funktioneller Magen-Darm-Beschwerden erfolgreich lindern. Zudem ist die Behandlung mit dem Phytopharmakon leitliniengerecht.

Studiengemäß habe sich der symptomgerechte Einsatz von Pfefferminzöl und Kümmelöl bei Reizdarm als effektiv erwiesen, sagte der Gastroenterologe Professor Dr. Ahmed Madisch, Hannover, auf einer Pressekonferenz der Dr. Willmar Schwabe GmbH.

Er unterstrich dabei, dass der pflanzlichen Wirkstoffkombination aus 90 mg Pfefferminzöl und 50 mg Kümmelöl (Carmenthin®) bei Schmerzen und Krämpfen in der aktuellen S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom der Evidenzgrad A und eine abgeschwächt positive Empfehlungsstufe (sollte oder kann) zugesprochen wird. Damit stehe das Phytopräparat auf einer Stufe mit dem Spasmolytikum Mebeverin.

Carmenthin habe in klinischen Studien verglichen mit Placebo eine doppelt so hohe Verminderung der Reizdarmsyndrom (RDS)-assoziierten Beschwerden Flatulenz, Druck-, Schwere- und Völlegefühl gezeigt. Als effektives Therapie-Modul füge sich das Phytopharmakon gut in die bei RDS notwendigen multimodalen Behandlungskonzepte auch bei Kindern ein, erklärte der Referent. Die Wirkstoffkombination aus Pfefferminzöl und Kümmelöl darf ab dem Alter von zwölf Jahren angewendet werden.

Das Reizdarmsyndrom ist von einer großen Symptom-Variabilität geprägt: Schmerzen, Krämpfe, Blähungen, Durchfall und/oder Verstopfung.

Dabei werden unterschiedliche Ursachen und individuelle Triggerfaktoren diskutiert. Leitliniengerecht liege ein Reizdarmsyndrom vor, wenn die RDS-charakteristischen Beschwerden seit mindestens drei Monaten vorliegen und andere Erkrankungen ursächlich ausgeschlossen wurden«, erläuterte Professor Dr. Stephan Miehlke aus Hamburg an der Pressekonferenz. Der Leiter des Magen-Darm-Zentrums am Universitätsklinikum Eppendorf wies auch darauf hin, dass bei RDS-Patienten nicht nur eine generell gesteigerte Darmmotilität beobachtet wird.

Darüber hinaus sei festgestellt worden, dass viszerale Schmerzreize bei diesen Patienten zur Aktivierung anderer und größerer Hirnregionen als bei gesunden Kontrollpersonen führen. Bei zahlreichen RDS-Betroffenen finde sich zudem eine erhöhte Innervation der Darmmucosa. Ein verändertes Schleimhaut-Mediatorprofil eine Aktivierung des enterischen Nervensystems und der primär afferenten Nerven bewirken.

Dr. Michael Harkenthal aus Ettlingen erklärte die sich ergänzenden Wirkmechanismen des Phytopharmakons und unterstrich, dass Reizdarmbeschwerden häufig nach akuten Infektionen im Verdauungstrakt entstehen. Es komme zur Hypersensibilität der Nerven im Darm, die dann bereits bei der geringsten psychischen oder physischen Reizung mit Schmerzsignalen und Krämpfen reagieren.

Pfefferminzöl aktiviert die Kältesensoren der Darmnerven, konstatierte Harkenthal. Das bewirke eine Beruhigung benachbarter Schmerzsensoren und eine drastische Verminderung ihrer Empfindlichkeit. Kümmelöl wirkt aktivitätshemmend auf gasbildende Bakterien, sodass Blähungen reduziert werden.

Im Vergleich zu den einzelnen Bestandteilen habe sich das Kombinations-Phytopharmakon mit Blick auf die Minderung abdomineller Schmerzen bei RDS als überlegen erwiesen.

Quelle:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=63399

 

Kommentar & Ergänzung:

Pharmakologisch betrachtet ist beim Reizdarm die Anwendung von Kümmelöl und Pfefferminzöl in Kapselform einer Anwendung von Kümmeltee bzw. Pfefferminztee vorzuziehen. Durch die magensaftresistente Carmenthin-Kapsel lassen sich grössere Mengen an ätherischem Öl bis in tiefere Darmabschnitte applizieren, als es mit einer Teeanwendung möglich wäre.

Ein Kräutertee hat aber immer auch einen Ritualcharakter und wirkt zudem möglicherweise durch die Wärmezufuhr entspannend.

Das Kombi-Präparat Carmenthin® ist in der Schweiz nicht als Arzneimittel registriert, kann aber von Apotheken aus Deutschland besorgt werden.

Magensaftresistente Pfefferminzöl-Kapseln gibt es unter dem Namen Colpermin®.

Für dieses Produkt liegen ebenfalls positive Studien zur Behandlung von Reizdarm vor.

Siehe dazu:

Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom

Pfefferminzöl bei Reizdarm schmerzlindernd

Reizdarmsyndrom: Flohsamen und Pfefferminzöl top – Kleie flop

 

Phytotherapie: Pfefferminzöl bei Reizdarmsyndrom

Heilpflanzen-Anwendungen bei Reizdarmsyndrom

Pflanzenheilkunde bei Reizdarm: Pfefferminze, Kümmel, Fenchel, Anis, Flohsamen

Phytotherapie bewährt bei Reizdarmsyndrom (Colon irritabile)

 

Kümmel und Pfefferminze sind in Form eines alkoholischen Extrakts auch Bestandteil der Iberogast Tropfen (neben Extrakten aus Schleifenblumenkraut, Engelwurz, Schöllkraut, Mariendistel, Kamille, Süssholz und Melisse). Das Kombi-Phytopharmakon wird ebenfalls bei Reizdarm eingesetzt, dürfte seine Wirkung aber eher im oberen Verdauungstrakt entfalten (Reizmagen, Völlegefühl im Oberbauch).

Siehe:

Phytotherapie bei funktionellen Magenbeschwerden

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe

Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse

Kräuterwanderungen in den Bergen / Kräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege

Schmerzen? Chronische Erkrankungen?