Patienten mit atopischer Dermatitis (Neurodermitis) reagieren laut einer US-Studie signifikant häufiger als Nichtatopiker mit Überempfindlichkeitsreaktionen vom verzögerten Typ auf Formaldehydabspalter, die als Konservierungsstoffe diversen Pflegeprodukten zugesetzt werden.

Deutlich unbedenklicher sind offenbar Parabene, die häufigsten Zusätze zur Haltbarmachung von Cremes, Shampoos und anderen Kosmetikartikeln.

Die Haut von Neurodermitikern ist permanent trocken, so dass viele Betroffene ständig bemüht sind, diese besonders gut zu pflegen.

Die Empfindlichkeit der Haut wird aber nicht nur durch die Hauttrockenheit selbst gesteigert. Auch zahlreiche Pflegeprodukte, Shampoos, Waschgels und selbst topische Medizinprodukte können Stoffe enthalten, die Hautreaktionen vom verzögerten Typ auslösen. Um Produkte mit hohem Wasseranteil chemisch vor Kontaminationen zu bewahren, werden ihnen oft Parabene, Formaldehyd oder Formaldehydabspalter zugesetzt. Letztere haben Formaldehydzusätze heute weitgehend verdrängt. Sie setzen Formaldehyd durch Hydrolyse frei.

Bereits eine frühere Studie hatte ergeben, dass Atopiker häufiger Typ-IV-Allergien, insbesondere gegenüber Nickel, Kobaltchlorid und Kaliumdichromat, entwickeln.

Cristin N. Shaughnessy und Kollegen von der Columbia University, New York, untersuchten die Wirkungen von Allergenen bei Probanden mit und ohne atopische Dermatitis (AD).

Vier der fünf Formaldehydabspalter lösten signifikant häufiger allergische Reaktionen bei Atopikern aus: Quaternium-15, Imidazolidinyl-Harnstoff, DMDM Hydantoin und 2-Brom-2-nitropropan-1,3-diol (Bronopol). Keine Differenzen zwischen Atopikern und Nicht-Atopikern fanden sich bei Parabenen, Formaldehyd oder Diazolidinyl-Harnstoff. Parabene etwa, die am häufigsten eingesetzten Konservierungsstoffe, hatten die tiefste Reaktionsrate mit 0,5% bei Nicht-Atopikern und 0% bei Atopikern.

Schlussfolgerungen der Studienautoren

Die Wissenschaftler raten Patienten mit atopischer Dermatitis, dass sie auf Pflegeprodukte verzichten sollten, die Formaldehydabspalter enthalten. Da sich beim Vergleich von Atopikern und Nicht-Atopikern keine Differenzen bezüglich Formaldehyd zeigten, sind nach Ansicht der Forscher die Reaktionen gegen die Struktur der Formaldehydabspalter selbst gerichtet. Obwohl sich für Diazolidinyl-Harnstoff keine signifikanten Differenzen zwischen den beiden Gruppen fanden, empfehlen die Wissenschaftler AD-Patienten dennoch, wegen der strukturellen Verwandtschaft zu Imidazolidinyl-Harnstoff und möglicher Kreuzreaktionen, auch den Umgang mit diesem Inhaltsstoff zu meiden.

Patienten mit Neurodermitis sollten zur Behandlung ihrer Haut am besten Salben verwenden, die keine antimikrobiellen Konservierungsstoffe enthalten. Bei der Auswahl von Cremes, Lotionen und anderen Produkten mit Bioziden raten die Studienautoren, solche mit Parabenen vorzuziehen, da diese sowohl bei Atopikern als auch bei Nicht-Atopikern nur sehr selten allergische Reaktionen auslösen.

Quelle:

http://www.springermedizin.de/atopiker-bei-pflegeprodukten-auf-formaldehydabspalter-achten/4822352.html / Autorin: Starostzik Christine

Shaughnessy, C. N. Cutaneous delayed-type hypersensitivity in patients with atopic dermatitis: Reactivity to topical preservatives. JAAD 2013; online 11 November 2013 (10.1016/j.jaad.2013.08.046)

Kommentar & Ergänzung:

Atopikern ist sehr zu empfehlen, auf einen hautfreundlichen Lebensstil zu achten.  Dazu gehört auch die sorgfältige Auswahl der Pflegeprodukte.

Offenbar sind betreffend Gehalt an Konservierungsstoffen vor allem die hoch wasserhaltigen Produkte problematisch. Bei den Cremen sind das O/W-Emulsionen (Öl in Wasser). Bei trockener Haut sind aber in der Regel sowieso fettreichere W/O-Emulsionen (Wasser in Öl) vorzuziehen.

Die wasserreicheren O/W-Emulsionen enthalten zudem auch mehr Emulgatoren, die sich negativ auf die Hautbarriere auswirken können.

In der Dermatologie kommt es nicht nur auf die Wirkstoffe an, sondern auch auf die Grundlage, in der sie appliziert werden.

Das gilt auch für die Phytotherapie: Es kommt nicht nur auf die passende Heilpflanze an, sondern auch in welcher Form (z. B. wässrig / fetthaltig), und das muss stadiengerecht geschehen.

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Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie/ Pflanzenheilkunde

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