Ivaschnaps ist eine Spezialität, die hauptsächlich in Graubünden (vor allem im Engadin) hergestellt wird. Auch in Teilen des Kantons Tessins ist der “liquore d’iva“ eine regionale Spezialität. Konsumiert wird der Iva-Likör ebenfalls vorwiegend in diesen Regionen.

Charakteristisch ist bei der Herstellung die Verwendung von Moschus-Schafgarbe (Achillea erba-rotta).

Foto auf Wikipedia.

Die Moschus-Schafgarbe bevorzugt steinige, saure Böden zwischen 1500 und 3400 m ü.M. Sie enthält Bitterstoffe wie Ivain, Moschatin, Achillein, Harzsäure und das stark aromatische, pfefferminzähnliche Ivaöl.

Auf unserer Alpenpflanzenexkursion letzte Woche im Oberengadin trafen wir unzählige Moschus-Schafgarben am Berninapass.

Eindrücklich ist der stark aromatische Geruch dieser Pflanze.

In der Volksheilkunde der Bergregionen wird die Moschus-Schafgarbe bei Appetitlosigkeit, Erkrankungen von Magen, Darm und Leber, bei Nervenschwäche und äußerlich als Wundmittel verwendet. „Iva“, der romanische Volksname der Moschus-Schafgarbe, soll sich laut Wikipedia vom lat. abigere = abtreiben her ableiten und auf eine Verwendung als Abortivum (Abtreibungsmittel) hinweisen. Diese Ableitung ist aber meines Wissens nicht wirklich geklärt.

In der Schweiz wird daraus seit über 100 Jahren ein Alpen-Kräuterlikör, der sogenannte Ivabitter, Iva-Schnaps oder Ivalikör hergestellt.

Er besteht aus Wasser, Ivablüten, Alkohol bzw. Schnaps und Zucker.

Die Ivablüten werden im Alkohol ausgezogen ( z. B. Industriealkohol, Kernobstschaps) und es wird Zucker zugesetzt. Der Ivabitter ist deshalb genau genommen ein Likör und kein Schnaps.

In Graubünden wird der Iva-Schnaps häufig als Digestif nach eher schwer verdaubaren Menus wie Capuns, Raclette oder Fondue getrunken.

Der Ivalikör hat als Kräuterbitter dann eine ähnliche Verwendung wie Cynar, Fernet Branca, Jägermeister, Underberg, Chartreuse, Appenzeller Alpenbitter.

Hilfreich können in solchen Produkten übrigens nur die Kräuter sein. Alkohol allein wirkt nämlich nicht verdauungsfördernd.

Siehe:

Verdauungsschnaps unwirksam

Ein Kräutertee mit bitter-aromatischen Pflanzen wie Schafgarbe müsste also eigentlich mindestens so gut wirken. Obwohl natürlich zuzugeben ist, dass der Ivaschnaps vermutlich ein anderes Erlebnis bietet.

Am besten gegen Völlegefühl nach einer üppigen Mahlzeit wirkt aber wohl ein Verdauungsspaziergang.

Festzuhalten wäre abschliessend noch, dass Ivaschaps natürlich nicht zu den Phytopharmaka zählt….

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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