Die „Pharmazeutische Zeitung“ publizierte einen informativen Beitrag zur Behandlung von Schlafstörungen. Dabei wurden auch die wichtigsten Regeln der Schlafhygiene erwähnt:

„Regeln für einen gesunden Schlaf:

– nach dem Mittagessen kein Coffein

– Alkohol weitgehend vermeiden

– keine schweren Mahlzeiten am Abend

– regelmäßige körperliche Aktivität

– körperliche und geistige Anstrengungen abends allmählich verringern

– persönliches Einschlafritual angewöhnen

– kühles, dunkles Schlafzimmer

– Bett nur zum Schlafen oder zum Sex benutzen

– nachts nicht auf die Uhr sehen

– tagsüber nicht schlafen

– jeden Morgen zur gleichen Zeit aufstehen“

Quelle:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=41861&type=0

Kommentar & Ergänzung:

Gelegentlich mal eine schlaflose Nacht, das kennt wohl fast jeder Mensch. Das gehört wahrscheinlich einfach zum Leben und braucht nicht weiter zu beunruhigen.

Chronische Schlafstörungen sind aber etwas ganz anderes.

Erstes ist es wichtig, sie medizinisch abzuklären, weil sie durch körperliche oder psychische Erkrankungen verursacht sein können, die adäquater Behandlung bedürfen.

Zweitens ist es bei chronischen Schlafstörungen sinnvoll, das Potenzial nichtmedikamentöser Massnahmen auszuschöpfen. Dazu gehören die oben aufgeführten Regeln der Schlafhygiene.

„Hygiene“ ist hier gemeint im Sinne einer Gesundheitslehre oder Gesundheitspflege – im Sinne einer Lebensordnung (nach Sebastian Kneipp eine der fünf Säulen der Naturheilkunde), also nicht im Sinn von „sauber und keimfrei“. Hygeia oder Hygieia war in der griechischen Mythologie eine Göttin der Gesundheit. Die Tochter des Asklepios (Gott der Heilkunst) gilt als Schutzpatronin der Apotheker. Das Wort Hygiene leitet sich von ihr ab.

Drittens gibt es medikamentöse Schlafhilfen.

Synthetische Schlafmittel wirken für den Moment oft prompt und können vorübergehend eine adäquate Lösung sein.

Alle synthetischen Substanzen sind aber mit mehr oder weniger gravierenden Nebenwirkungen und Risiken behaftet: Bei zu kurzer Halbwertszeit wacht der Patient mitten in der Nacht wieder auf. Bei langer Halbwertszeit droht am nächsten Tag ein Hangover, der bei älteren Patienten durch eine verzögerte Ausscheidung noch verstärkt sein kann und sie im Alltag mitunter gefährdet (z. B. durch erhöhte Sturzgefahr). Dieser Aspekt, der vor allem Benzodiazepine betrifft, wird in der Praxis viel zu wenig berücksichtigt. Zudem kommt es nach einiger Zeit zu einer Toleranzentwicklung gegenüber diesen Stoffen, denn der Körper vermindert entweder die Zahl der Rezeptoren, an die der Arzneistoff bindet oder er verstoffwechselt die Stoffe durch Enzyminduktion schneller.

Phytopharmaka – also Heilpflanzen-Anwendungen – sind vor allem deshalb eine prüfenswerte Option, weil die beschriebenen Risiken der synthetischen Schlafmittel bei ihnen wegfallen (z. B. keine Toleranzentwicklung, kein Abhängigkeitspotential, keine erhöhte Sturzgefahr). Allerdings wirken sie nicht in jedem Fall verlässlich genug.

Zu den bekanntesten Heilpflanzen, die bei Schlafproblemen in der Phytotherapie zur Anwendung kommen, gehören Baldrian, Hopfen, Passionsblume (Passiflora), Melisse (= Zitronenmelisse) und Lavendel.

Die beruhigende und schlafanstossende Wirkung dieser Heilpflanzen ist auch wissenschaftlich untersucht und dokumentiert.

Beliebt als Schlaftee sind aber auch Orangenblüten bzw. Orangenblütentee und die Goldmelisse (Goldmelissentee oder Goldmelissensirup, vor allem für Kinder). Bei Orangenblüten und Goldmelissenblüten fehlt die wissenschaftliche Dokumentation bezüglich Wirksamkeit. Da sie als Abendtee jedoch angenehm zu trinken und bestens verträglich sind, spricht gar nichts gegen eine Versuch mit ihnen.

Sehr ungeklärt ist die Wirksamkeit der Hafertinktur, die manchmal gegen Schlafstörungen empfohlen wird.

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

Phytotherapie-Ausbildung für Krankenpflege und andere Gesundheitsberufe
Heilpflanzen-Seminar für an Naturheilkunde Interessierte ohne medizinische Vorkenntnisse
Kräuterexkursionen in den Bergen / Heilkräuterkurse

www.phytotherapie-seminare.ch

Weiterbildung für Spitex, Pflegeheim, Psychiatrische Klinik, Palliative Care, Spital:

Interessengemeinschaft Phytotherapie und Pflege: www.ig-pp.ch

Schmerzen? Chronische Erkrankungen? www.patientenseminare.ch