Das in Hopfen und auch in Bier vorkommende Flavonoid Xanthohumol verbessert Tierversuchen zufolge bedeutende Biomarker für das metabolische Syndrom und führt zu Gewichtsverminderung.

Das konnten Forscher um Cristobal L. Miranda von der Oregon State University in Corvallis in ihren Studien zeigen.

Wie die Wissenschaftler in «Archives of Biochemistry and Biophysics» schreiben, fütterten sie Labormäuse mit einer hochkalorischen Kost. Einige Tiere bekamen zusätzlich Xanthohumol. Im Vergleich zur Kontrollgruppe reduzierte sich der LDL-Cholesterol-Spiegel in der Gruppe, die die höchste Flavonoid-Dosis bekommen hatte, um 80 Prozent. Der Insulinspiegel sank um 42 Prozent, das proinflammatorische Zytokin Interleukin-6 um 78 Prozent. Wegen der hochkalorischen Kost legten alle Mäuse an Gewicht zu, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß. Tiere, die Xanthohumol bekommen hatten, nahmen durchschnittlich 22 Prozent weniger zu als ihre Artgenossen.

Die Forscher gehen davon aus, dass Xanthohumol in der Lage ist, den Plasmaspiegel des Proteins PCSK9 zu reuzieren. Damit hätte der Hopfen-Inhaltsstoff einen ähnlichen Wirkmechanismus wie die beiden PCSK9-Antikörper Alirocumab und Evolocumab, die seit 2015 zur LDL-Senkung auf dem deutschen Markt zugelassen sind. Bevor Studien mit Xanthohumol beim Menschen durchgeführt werden, wollen die Forscher noch weitere Beweise für Wirksamkeit und Sicherheit von Xanthohumol in Tierversuchen liefern.

Einen herben Dämpfer versetzen die Wissenschaftler der Hoffnung, mit Xanthohumol aus Bier den Cholesterolspiegel zu senken.

Die höchste in der Studie eingesetzte Xanthohumol-Menge betrug 60 mg/kg Körpergewicht. Übertragen auf den Menschen würde das bei einer 70 kg schweren Person einer Menge von 350 mg entsprechen. Für diese Dosis müsste ein Mensch täglich mehr als 1600 l Bier trinken. Die Wissenschaftler sind jedoch der Meinung, dass diese Xanthohumol-Menge leicht in einer Kapsel oder Tablette untergebracht werden könnte und dann nur einmal täglich eingenommen werden müsste.

Quelle:

http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=62989

DOI: 10.1016/j.abb.2016.03.008

 

Kommentar & Ergänzung:

Xanthohumol ist ein sehr interessanter Naturstoff, der bisher ausschliesslich im Hopfen nachgewiesen wurde, und auch in der Forschung einige Aufmerksamkeit bekommen hat. Man kann an diesem Beispiel aber auch zeigen, dass die Ergebnisse von Laboruntersuchungen an Tieren nicht einfach auf die Anwendung bei Menschen übertragen werden können.

Die Sicherheit und Wirksamkeit muss bei Patienten mit erhöhten Cholesterolspiegeln belegt werden.

Ob sich dann eine Reduktion der Cholesterolspiegel erreichen lässt, die klinisch relevant ist und sich zum Beispiel im reduzierten Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen zeigt, ist noch völlig offen.

Daher ist es ungenau und verkürzt, wenn diese Studie in manchen Zeitungen mit der Schlagzeile „Hopfen reduziert Cholesterolspiegel“ angekündigt wird. Aber eine korrekte Schlagzeile wie „Xanthohumol reduziert Cholesterolspiegel bei Labormäusen“ spricht halt weniger an.

Diese Einwände gelten auch für andere Schlagzeilen rund um Xanthohumol wie „Bier könnte gegen Alzheimer schützen“ oder „Schützt Hopfen vor Krebs?“.

Zwar ist Xantohumol ein starkes Antioxidans. In Laborversuchen zeigt es sich als wirksam gegen die Entstehung von Krebszellen. Zudem kann es die Nervenzellen des Gehirns schützen, was möglicherweise den Krankheitsverlauf bei Alzheimer und Parkinson verlangsamen könnte. Aber: Das sind interessante Laborergebnisse, die noch sehr wenig über eine mögliche Wirksamkeit beim Menschen aussagen.

 

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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