Pelargonium sidoides (Umckaloabo) ist eine Geranienart aus Südafrika, die seit einigen Jahren in Europa vermehrt zur Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt werden. Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums in München haben überraschend eine Wirksamkeit gegen das HI-Virus festgestellt.

Extrakte aus Pelargonium sidoides inaktivieren das HI-Virus vom Typ 1 und verhindern seine Vermehrung in menschlichen Zellen. Sie stellen eine potentielle neue Wirkstoffklasse für die Behandlung von AIDS dar, schreiben Forscher des Helmholtz Zentrums München in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals ‚PLOS ONE‘.

Extrakte aus den Wurzeln der Heilpflanze Pelargonium sidoides (PS) enthalten Substanzen, die das Humane Immundefizienz Virus Typ 1 (HIV-1) angreifen und es daran hindern, sich zu vermehren. Die Forscher um Dr. Markus Helfer und Prof. Dr. Ruth Brack-Werner vom Institut für Virologie am Helmholtz Zentrum München (HMGU) sowie Prof. Dr. Philippe Schmitt-Kopplin von der Abteilung Analytische Biogeochemie (BGC) am HMGU haben die antivirale Wirkung der PS-Extrakte in Zellkulturen untersucht. Sie entdeckten dabei, dass diese Pflanzenextrakte Blut- und Immunzellen vor einer Infektion mit HIV-1 schützen. Die Inhaltsstoffe blockieren das Andocken der Viren an ihre Wirtszellen und verhindern so ihr Eindringen. Chemische Analysen der Forscher zeigten, dass die antivirale Wirkung der Pelargonium-Extrakte durch Polyphenole zustande kommt.

Aus den Extrakten isolierte Polyphenolmischungen erwiesen sich als hochwirksam gegen HIV-1  und waren dabei zellschonender als das grobe Extrakt. Pflanzliche Arzneimittel aus Pelargonium sidoides seien zudem bereits verfügbar und als verträglich und sicher für den Menschen zugelassen, schreibt das Helmholtz Zentrum in einer Pressemitteilung.

Die Resultate der Forscher zur anti-HIV-1-Wirkung von Pelargonium sidoides liefern nach Aussage der Arbeitsgruppenleiterin Brack-Werner die ersten Hinweise, dass Geranienextrakte genutzt werden können, um eine neuartige, wissenschaftlich fundierte Pflanzenmedizin gegen HIV-1 zu entwickeln.

Zitat Brack-Werner:

„Da PS-Extrakte das Virus auf eine Art und Weise angreifen, die sich von allen bisher klinisch eingesetzten Medikamenten gegen HIV-1 unterscheidet, wäre eine solche Phytomedizin eine wertvolle Ergänzung zu den bereits etablierten Anti-HIV-Therapien. Denkbar ist auch der Einsatz von Geranienextrakten in Ressourcen-armen Gebieten mit beschränktem Zugang zu konventionellen Anti-HIV-1 Medikamenten,  da sie einfach herzustellen und sehr haltbar sind.“

In weiteren Untersuchungen müsse nun die Wirksamkeit dieser Pelargonium-Extrakte gegen HIV im menschlichen Organismus bestätigt werden.

Quelle:

http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/pressemitteilungen/2014/pressemitteilung/article/23412/index.html

http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0087487;jsessionid=45989588E197E4F67E74FC14365E554A

Kommentar & Ergänzung:

Das ist natürlich eine ausgesprochen spannende Entdeckung. Trotzdem muss aber festgehalten werden, dass es sich um Laborergebnisse handelt. Wenn hier schon eine neue HIV-Therapie in Aussicht gestellt wird, scheint mir das etwas gar schnell.  Solche Laborergebnisse sind meilenweit von einer erfolgreichen Anwendung beim Menschen entfernt.

Die „Welt“ schreibt, dass die Entdeckung der Anti-HIV-Wirkung der Pelargonium-Extrakte einem Zufall zu verdanken ist:

“Der Erstautor der Studie, Markus Helfer, hatte das Erkältungsmittel Umckaloabo dabei, das auf dem Extrakt basiert – und probierte die Reste seiner Arznei kurzerhand an den Testzellen im Labor aus.“

So seien sie überhaupt erst darauf gekommen, speziell diesen Wirkstoff zu testen, sagt Brack-Werner.

Quelle:

http://www.welt.de/gesundheit/article124382368/Geranienextrakt-hemmt-die-Vermehrung-von-HIV.html

Schöner Zufall – und lobenswert, dass die Forscher diesem ersten Hinweis nachgegangen sind. Dazu ist allerdings noch zu ergänzen, dass viele Pflanzenextrakte im Labor antivirale Wirkungen zeigen.  Gerade Polyphenole sind in dieser Hinsicht geradezu prädestiniert.

Es könnte gut sein, dass eine ganze Reihe von pflanzlichen Extrakten ähnliche Wirkungen zeigen. Der Zufall würde dann nicht darin liegen, dass zufällig eine ganz spezielle Wirkung des Pelargoium-Extraktes entdeckt wurde, sondern dass zufällig gerade dieser Extrakt untersucht wurde.

Zur Anwendung von Umckaloabo gegen Bronchitis siehe:

Phytotherapie: Umckaloabo-Studien

Phytotherapie: Umckaloabo / Pelargonium sidoides bei Erkältungen

Übersichtsstudie zu Umckaloabo zieht positives Fazit

Martin Koradi, Dozent für Phytotherapie / Pflanzenheilkunde

Winterthur / Kanton Zürich / Schweiz

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